Sonntag, 15. April 2018

Monogram Triumph TR7 "The Wedge"

Heute zum ersten mal was zum Thema Modellbau. Irgendwie auch ein Nebenstrang von "My life on wheels".

Ich betreibe seit meiner Kindheit Plastik-Modellbau, mit einer PAUSE zwischen 14 und 18 Jahren, da waren Mofas, Mädchen, Zigaretten wichtiger. Meinen ersten Bausatz kaufte ich mir von meinem "Kommunionsgeld". Den Volks-Royce von Revell, für 13,95 Mark.

Mit neun Jahren scheiterte ich kläglich an diesem Modell, was sicher an meinen bescheidenen Fähigkeiten, aber auch an der haarsträubend schlechten Qualität der Revellbausätze zu dieser Zeit lag. Passgenauigkeit war eher Zufall...

Aber um den Volks Royce soll es hier gar nicht gehen. Gegenstand dieses Posts ist der Triumph TR7 "The Wedge" von Monogram. Diesen Bausatz baute ich mit etwa 13 Jahren. Meine Fähigkeiten hatten sich verbessert und Monogram - damals noch selbstständige Konkurrenz von Revell - stellte wesentlich bessere Produkte her.


Also gelang es mir ein Modell zusamenzubauen welches dem linken Schachtelfoto relativ ähnlich sah: Die Karosse war in gelbem Kunststoff gegossen, das Dach hatte ich schwarz gepinselt, das Interior braun, Decals drauf, fertig.


Frühwerke um 1980, allesamt verloren.

 Dieses Modell ging irgendwann den Weg alles irdischen, ich weiß nicht wo es abgeblieben ist, eine Felge samt Reifen besitze ich noch davon. Den im Bild rechts abgebildeten Bausatz baute ich nach der PAUSE um 1986 herum. Der Bausatz ist im Prinzip der gleiche, ein paar Zusatzteile (Spoiler), andere Felgen und Decals lagen bei. Natürlich baute ich den TR nicht als fake-racer (welcher Rennwagen hat schon ein Vinyldach) sondern als eleganten Sportwagen. Wer über das Vorbild mehr erfahren möchte, lese bitte hier nach. Ich kann nur sagen: das Auto galt damals schon als kuriose Gurke. In den USA trug er den Spitznamen "The Wedge", der Keil. Der Grund warum ich den Bausatz nochmal baute, lag vermutlich in meiner nostalgischen Veranlagung. Ich hatte positive Erinnerungen an das Teil.


Diesmal wandte ich schon etwas fortgeschrittenere Technik an: Lackiert wurde aus der Spühdose, Dach und Interior wurden in unterschiedlichen Brauntönen gepinselt, die Felgen schwarz abgesetzt. Absoluter Top-Effekt zu der Zeit, waren die mittels Tuschefüller geschwärzten Fugen.

Das Modell begleitete zum Studium nach Wuppertal, der aparte Alt-Weiß Ton entstand über die Jahre durch intensive Nikotinzufuhr. Nachdem ich wieder nach Köln gezogen war verschwand er irgendwann in der "Archiv-Kiste". Und da hat er nun sicher 20 Jahre gelegen.
Irgendwann auf einer tranigen Fahrt aus den Büro nach Hause fiel mir das Modell wieder ein, weiß der Himmel warum. Möglicherweise weil es ein Kandidat war um Dowanol (Dipropylenglycol-phenylether) auszuprobieren. Ich hatte in einem Modellbauforum gelesen, dass Dowanol ideal als Entlackungsmittel geeignet sei.

Eine zwanzigminütige Suchaktion auf dem Dachboden brachte den TR7 wieder zum Vorschein. An der Heckpartie zeigte er Auflösungserscheinungen, die Nebellampen vorne fehlten, aber sonst stand er ganz gut da. Besser als ich ihn in Erinnerung hatte, aber dennoch: das geht besser heute.


 Zunächst wurde das Fahrzeug zerlegt. Keine große Kunst, da Karosse und Chassis nur zusammengesteckt sind. Auch die weitere Zerlegung in die wenigen Einzelteile gelang weitgehend Zerstörungsfrei.



Bei näherer Begutachtung musste ich doch feststellen, dass die Qualität meiner Arbeit eher lässig, bestenfalls ergebnisorientiert war. Da geht mehr, viel mehr. Ein weiterer interessanter Aspekt an diesem Projekt ist, dass die Karosserie relativ aufwändig zu lackieren ist, wenn man es vorbildgetreu tun möchte. Da ich mich bezüglich Arbeiten mit der Airbrush immer noch in der Lernphase befinde also eine Herausforderung. Zunächst aber wurde das Experiment "Entlacken mit Dowanol" gestartet.


Alle mit Farbe versehenen Einzelteile wurden in einen Gefrierbeutel gepackt und gut drei Schnapsgläser Dowanol dazu gegeben. Schütteln. Eine Stunde warten. Danach ließ sich der größte Teil der Farbe noch durch die Plastikfolie mit dem Fingernagel sanft vom Kunststoff schieben, wie ein angelöstes Decal. Die Innenauststattung, handgepinselt mit Revell Enamel Farbe musste mehrere Stunden einweichen, aber dann ließ auch sie sich reinigen. Lack in den Fugen ließ sich mit einem spitzen Zahnarztwerkzeug herauslösen.



Das Dowanol greift die Oberfläche des Kunststoffs an, macht ihn spröde, ohne ihn jedoch anzulösen.
Die ursprünglich schwarze, glatte Oberfläche war nach der Behandlung gräulich bis weiß. Die Karosserie wurde anschließend mit 2000er Tamiya Schleifschwamm wieder geglättet. Ein insgesamt sensationelles Ergebnis! Die Wiederaufarbeitung konnte beginnen.


Nach der Entfernung der alten Farbe wandte ich mich zunächst dem Interior zu. Das plüschige Beige machte einem eher sportlichen Schwarz Platz. Zuvor hatte ich die Einzelteile einer gründlichen Entgratung und der Entfernung von Gußmarkern unterzogen.

Vorher...


Nachher...

Am bisher unbehandelten Unterboden wurden alle Details, außer der gelben Farbe natürlich, mit dem Pinsel aufgetragen. Anschließend erhielt das Ganze noch ein "washing" für den Used-Look.

Vorher...

Nachher...

Karosserie vor der Detailierung.

Wie schon erwähnt stellte die Lackierung eine besondere Herausforderung für mich dar. Da die Zielfarbe gelb war, galt es zunächst die schwarze Karosserie weiß zu grundieren. Dann wurden die Fugen und Türspalte mit sehr dünnflüssiger Farbe, sog. "Wash" geschwärzt. Wenn man dies vor der Decklackierung macht dann wird der Kontrast wieder ein wenig abgemildert. Dann wurde das ganze nass geschliffen und durchgeschliffene Stellen nochmal nachgrundiert. Es folgte der gelbe Decklack. Helle Farben, so musste ich feststellen sind erheblich schwerer zu verarbeiten als dunkle. Es sind einfach mehr Schichten nötig und je mehr Schichten desto mehr kann schief gehen.

Die von mir verwendeten Valejo-Farben sind grundsätzlich seidenmatt also musste nach dem Durchtrocknen noch eine Klarlackschicht (bzw. mehrere davon) aufgetragen werden. Hierzu verwendete ich Tamiya Klarlack. Mit diesem Lack habe ich bezüglich Glanz bessere Erfahrungen gemacht als mit dem entsprechenden Valejo Produkt.

Als letztes wurde alles was gelb bleiben soll sauber abgeklebt und dann (Vinyl-)Dach, Schweller, Front und Heck seidenmatt schwarz gebrusht. Besonders wichtig war mir dabei der Erhalt der gelben Fensterrahmen der Türen. Das Original hat das auch so, und dieses Detail erhielt beim Abkleben mein besonderes Augenmerk. Allerdings musste ich feststellen dass ich diesen Arbeitsgang nach der Klarlackierung zu schnell, nach 24 Stunden, angegangen war. Das Maskingtape hinterließ im noch zu weichen Klarlack nach dem Abziehen eine deutlich sichtbare Orangenhaut. Aber es geschah ein Modellbauwunder! Ich ließ die Karosserie zwei Wochen ruhen und mit dem Durchtrocknen zog sich der Klarlack fast vollständig wieder glatt. Schwein gehabt.

Als Nächstes wurden die glänzenden Flächen poliert, was eigentlich vor dem schwarzen Farbauftrag hätte passieren müssen. Hab ich mal wieder nicht aufgepasst. Der Heckdeckel hatte ein wenig Zellulitis und wurde daher SEHR vorsichtig mit 3000er Schleifschwamm angeschliffen. Die Politur erfolgte mit Auto-Lackreiniger. Ich werde in Zukunft aber entsprechende Modellbauprodukte von Tamiya benutzen. Damit lassen sich auf jeden Fall bessere Ergebnisse erreichen. Die schwarzen Bereiche außer dem Dach wurden nur mit dem Poliertuch ohne Zusätze auf Rallye-Seidenglanz-Schwarz gebracht.


Der letzte Schritt vor der Montage war die Detaillierung. Der vordere Scheibenrahmen wurde Chromlack-Edding versilbert. Hier wäre auch Bare-Metal-Foil (BMF) gegangen (oder sogar besser gewesen) aber ich war zu faul. Die Blinker seitlich und vorne wurden mit Chromlack vorgemalt und dann mit Tamiya transparent Orange gefärbt. Entsprechende Produkte von Revell taugen übrigens nichts. Die Heckleuchten wurden mit BMF unterlegt, die Gläser mit Klarlack aufgeklebt und dann ebenfalls mit Transparentfarben gefärbt. Die Nebellampen stammen von einem Fujimi-Porsche und erhielten NATÜRLICH gelbe Gläser. Nebels müssen gelb sein! Die Türgriffe und das Kofferschloss wurden schwarz mit chromigen Details angelegt.



Die Felgen wurden in Farbton "Stahl" gebrusht. Früher habe ich Felgen gewöhnlich mit dem Pinsel bemalt, der Einsatz der Airbrush lohnt sich hier aber doch sehr.


Der Zusammenbau ging dann recht fix vonstatten, bei den wenigen Baugruppen kein Wunder. Die Stoßfänger sauber zu fixieren war ein wenig fummelig. Hier kam Patex 2K-Kleber zum Einsatz. Ebenso wie bei der Fixierung des (etwas zu großen) Porsche Rückspiegels. Die Kennzeichen sind selbstgedruckt, TÜV und ASU Plaketten mit Buntstift eingefärbt. Die Schilder werden mit einer minimalen Menge Klarlack an die Karosse geklebt.

Fazit. Nach über 20 Jahren auf dem Dachboden ist es mir, Dank Dowanol, gelungen aus einer Archivleiche einen netten Vitrinenparker zu machen. Nicht perfekt - wie immer - aber doch ganz gut gelungen. Wenn ich die Dinger perfekt hin bekomme, gebe ich das Hobby auf.



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