Sonntag, 15. April 2018

Monogram Triumph TR7 "The Wedge"

Heute zum ersten mal was zum Thema Modellbau. Irgendwie auch ein Nebenstrang von "My life on wheels".

Ich betreibe seit meiner Kindheit Plastik-Modellbau, mit einer PAUSE zwischen 14 und 18 Jahren, da waren Mofas, Mädchen, Zigaretten wichtiger. Meinen ersten Bausatz kaufte ich mir von meinem "Kommunionsgeld". Den Volks-Royce von Revell, für 13,95 Mark.

Mit neun Jahren scheiterte ich kläglich an diesem Modell, was sicher an meinen bescheidenen Fähigkeiten, aber auch an der haarsträubend schlechten Qualität der Revellbausätze zu dieser Zeit lag. Passgenauigkeit war eher Zufall...

Aber um den Volks Royce soll es hier gar nicht gehen. Gegenstand dieses Posts ist der Triumph TR7 "The Wedge" von Monogram. Diesen Bausatz baute ich mit etwa 13 Jahren. Meine Fähigkeiten hatten sich verbessert und Monogram - damals noch selbstständige Konkurrenz von Revell - stellte wesentlich bessere Produkte her.


Also gelang es mir ein Modell zusamenzubauen welches dem linken Schachtelfoto relativ ähnlich sah: Die Karosse war in gelbem Kunststoff gegossen, das Dach hatte ich schwarz gepinselt, das Interior braun, Decals drauf, fertig.


Frühwerke um 1980, allesamt verloren.

 Dieses Modell ging irgendwann den Weg alles irdischen, ich weiß nicht wo es abgeblieben ist, eine Felge samt Reifen besitze ich noch davon. Den im Bild rechts abgebildeten Bausatz baute ich nach der PAUSE um 1986 herum. Der Bausatz ist im Prinzip der gleiche, ein paar Zusatzteile (Spoiler), andere Felgen und Decals lagen bei. Natürlich baute ich den TR nicht als fake-racer (welcher Rennwagen hat schon ein Vinyldach) sondern als eleganten Sportwagen. Wer über das Vorbild mehr erfahren möchte, lese bitte hier nach. Ich kann nur sagen: das Auto galt damals schon als kuriose Gurke. In den USA trug er den Spitznamen "The Wedge", der Keil. Der Grund warum ich den Bausatz nochmal baute, lag vermutlich in meiner nostalgischen Veranlagung. Ich hatte positive Erinnerungen an das Teil.


Diesmal wandte ich schon etwas fortgeschrittenere Technik an: Lackiert wurde aus der Spühdose, Dach und Interior wurden in unterschiedlichen Brauntönen gepinselt, die Felgen schwarz abgesetzt. Absoluter Top-Effekt zu der Zeit, waren die mittels Tuschefüller geschwärzten Fugen.

Das Modell begleitete zum Studium nach Wuppertal, der aparte Alt-Weiß Ton entstand über die Jahre durch intensive Nikotinzufuhr. Nachdem ich wieder nach Köln gezogen war verschwand er irgendwann in der "Archiv-Kiste". Und da hat er nun sicher 20 Jahre gelegen.
Irgendwann auf einer tranigen Fahrt aus den Büro nach Hause fiel mir das Modell wieder ein, weiß der Himmel warum. Möglicherweise weil es ein Kandidat war um Dowanol (Dipropylenglycol-phenylether) auszuprobieren. Ich hatte in einem Modellbauforum gelesen, dass Dowanol ideal als Entlackungsmittel geeignet sei.

Eine zwanzigminütige Suchaktion auf dem Dachboden brachte den TR7 wieder zum Vorschein. An der Heckpartie zeigte er Auflösungserscheinungen, die Nebellampen vorne fehlten, aber sonst stand er ganz gut da. Besser als ich ihn in Erinnerung hatte, aber dennoch: das geht besser heute.


 Zunächst wurde das Fahrzeug zerlegt. Keine große Kunst, da Karosse und Chassis nur zusammengesteckt sind. Auch die weitere Zerlegung in die wenigen Einzelteile gelang weitgehend Zerstörungsfrei.



Bei näherer Begutachtung musste ich doch feststellen, dass die Qualität meiner Arbeit eher lässig, bestenfalls ergebnisorientiert war. Da geht mehr, viel mehr. Ein weiterer interessanter Aspekt an diesem Projekt ist, dass die Karosserie relativ aufwändig zu lackieren ist, wenn man es vorbildgetreu tun möchte. Da ich mich bezüglich Arbeiten mit der Airbrush immer noch in der Lernphase befinde also eine Herausforderung. Zunächst aber wurde das Experiment "Entlacken mit Dowanol" gestartet.


Alle mit Farbe versehenen Einzelteile wurden in einen Gefrierbeutel gepackt und gut drei Schnapsgläser Dowanol dazu gegeben. Schütteln. Eine Stunde warten. Danach ließ sich der größte Teil der Farbe noch durch die Plastikfolie mit dem Fingernagel sanft vom Kunststoff schieben, wie ein angelöstes Decal. Die Innenauststattung, handgepinselt mit Revell Enamel Farbe musste mehrere Stunden einweichen, aber dann ließ auch sie sich reinigen. Lack in den Fugen ließ sich mit einem spitzen Zahnarztwerkzeug herauslösen.



Das Dowanol greift die Oberfläche des Kunststoffs an, macht ihn spröde, ohne ihn jedoch anzulösen.
Die ursprünglich schwarze, glatte Oberfläche war nach der Behandlung gräulich bis weiß. Die Karosserie wurde anschließend mit 2000er Tamiya Schleifschwamm wieder geglättet. Ein insgesamt sensationelles Ergebnis! Die Wiederaufarbeitung konnte beginnen.


Nach der Entfernung der alten Farbe wandte ich mich zunächst dem Interior zu. Das plüschige Beige machte einem eher sportlichen Schwarz Platz. Zuvor hatte ich die Einzelteile einer gründlichen Entgratung und der Entfernung von Gußmarkern unterzogen.

Vorher...


Nachher...

Am bisher unbehandelten Unterboden wurden alle Details, außer der gelben Farbe natürlich, mit dem Pinsel aufgetragen. Anschließend erhielt das Ganze noch ein "washing" für den Used-Look.

Vorher...

Nachher...

Karosserie vor der Detailierung.

Wie schon erwähnt stellte die Lackierung eine besondere Herausforderung für mich dar. Da die Zielfarbe gelb war, galt es zunächst die schwarze Karosserie weiß zu grundieren. Dann wurden die Fugen und Türspalte mit sehr dünnflüssiger Farbe, sog. "Wash" geschwärzt. Wenn man dies vor der Decklackierung macht dann wird der Kontrast wieder ein wenig abgemildert. Dann wurde das ganze nass geschliffen und durchgeschliffene Stellen nochmal nachgrundiert. Es folgte der gelbe Decklack. Helle Farben, so musste ich feststellen sind erheblich schwerer zu verarbeiten als dunkle. Es sind einfach mehr Schichten nötig und je mehr Schichten desto mehr kann schief gehen.

Die von mir verwendeten Valejo-Farben sind grundsätzlich seidenmatt also musste nach dem Durchtrocknen noch eine Klarlackschicht (bzw. mehrere davon) aufgetragen werden. Hierzu verwendete ich Tamiya Klarlack. Mit diesem Lack habe ich bezüglich Glanz bessere Erfahrungen gemacht als mit dem entsprechenden Valejo Produkt.

Als letztes wurde alles was gelb bleiben soll sauber abgeklebt und dann (Vinyl-)Dach, Schweller, Front und Heck seidenmatt schwarz gebrusht. Besonders wichtig war mir dabei der Erhalt der gelben Fensterrahmen der Türen. Das Original hat das auch so, und dieses Detail erhielt beim Abkleben mein besonderes Augenmerk. Allerdings musste ich feststellen dass ich diesen Arbeitsgang nach der Klarlackierung zu schnell, nach 24 Stunden, angegangen war. Das Maskingtape hinterließ im noch zu weichen Klarlack nach dem Abziehen eine deutlich sichtbare Orangenhaut. Aber es geschah ein Modellbauwunder! Ich ließ die Karosserie zwei Wochen ruhen und mit dem Durchtrocknen zog sich der Klarlack fast vollständig wieder glatt. Schwein gehabt.

Als Nächstes wurden die glänzenden Flächen poliert, was eigentlich vor dem schwarzen Farbauftrag hätte passieren müssen. Hab ich mal wieder nicht aufgepasst. Der Heckdeckel hatte ein wenig Zellulitis und wurde daher SEHR vorsichtig mit 3000er Schleifschwamm angeschliffen. Die Politur erfolgte mit Auto-Lackreiniger. Ich werde in Zukunft aber entsprechende Modellbauprodukte von Tamiya benutzen. Damit lassen sich auf jeden Fall bessere Ergebnisse erreichen. Die schwarzen Bereiche außer dem Dach wurden nur mit dem Poliertuch ohne Zusätze auf Rallye-Seidenglanz-Schwarz gebracht.


Der letzte Schritt vor der Montage war die Detaillierung. Der vordere Scheibenrahmen wurde Chromlack-Edding versilbert. Hier wäre auch Bare-Metal-Foil (BMF) gegangen (oder sogar besser gewesen) aber ich war zu faul. Die Blinker seitlich und vorne wurden mit Chromlack vorgemalt und dann mit Tamiya transparent Orange gefärbt. Entsprechende Produkte von Revell taugen übrigens nichts. Die Heckleuchten wurden mit BMF unterlegt, die Gläser mit Klarlack aufgeklebt und dann ebenfalls mit Transparentfarben gefärbt. Die Nebellampen stammen von einem Fujimi-Porsche und erhielten NATÜRLICH gelbe Gläser. Nebels müssen gelb sein! Die Türgriffe und das Kofferschloss wurden schwarz mit chromigen Details angelegt.



Die Felgen wurden in Farbton "Stahl" gebrusht. Früher habe ich Felgen gewöhnlich mit dem Pinsel bemalt, der Einsatz der Airbrush lohnt sich hier aber doch sehr.


Der Zusammenbau ging dann recht fix vonstatten, bei den wenigen Baugruppen kein Wunder. Die Stoßfänger sauber zu fixieren war ein wenig fummelig. Hier kam Patex 2K-Kleber zum Einsatz. Ebenso wie bei der Fixierung des (etwas zu großen) Porsche Rückspiegels. Die Kennzeichen sind selbstgedruckt, TÜV und ASU Plaketten mit Buntstift eingefärbt. Die Schilder werden mit einer minimalen Menge Klarlack an die Karosse geklebt.

Fazit. Nach über 20 Jahren auf dem Dachboden ist es mir, Dank Dowanol, gelungen aus einer Archivleiche einen netten Vitrinenparker zu machen. Nicht perfekt - wie immer - aber doch ganz gut gelungen. Wenn ich die Dinger perfekt hin bekomme, gebe ich das Hobby auf.



Donnerstag, 12. April 2018

My life on wheels I: Der große Bruder


1965 wurde ich als drittes Kind mit zehn, bzw. dreizehn Jahren Abstand zu meinen älteren Brüdern geboren. Seit früherster Kindheit, praktisch seit ich „Mama, Papa, Auto.“ sagen konnte, bin ich von allem fasziniert was Räder hat. Nicht ganz unschuldig daran ist mein "mittlerer" Bruder Martin, musste er sich doch häufig um mich kümmern. Mein Vater arbeitete Schicht bei Bayer, war also wenig präsent, meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun den Haushalt zu führen. So entwickelte sich Martin zu einer sehr wichtigen Bezugsperson für mich. Es ist also kein Wunder,  dass er mich als Kleinkind schon mit den damals für ihn wichtigen Themen infizierte. Wofür interessierte sich mein Bruder damals? Oldtimer, hauptsächlich Vorkriegsfahrzeuge. Auto-Modellbausätze. Seine Carrera-Bahn. Mit fünfzehn dann Mofas, später Mopeds. Mit Sicherheit hatte mein Bruder noch andere Interessen, die vorgenannten aber blieben mit großer Hartnäckigkeit an mir kleben. 

Um 1970.

Für eines interessierte sich mein Bruder nicht: Fußball. Ganz im Gegensatz zu meinem Vater, der glühender Fußballfreund war. Auch dieses Desinteresse habe ich mit meinem Bruder gemeinsam. Wobei ich aber glaube dass meine Abneigung gegen Fußball einen anderen Grund hat. Samstags frühabends liefen im ZDF immer interressante Fernseh-Serien: Daktari (ab 1969), SOS-Charterboot (1972), Raumschiff Enterprise (1972). Aber mein Vater wollte natürlich die Bundesliga (nachdem er sie den ganzen Samstag Nachmittag im Radio verfolgt hatte) in der ARD-Sportschau sehen. Meine Erinnerung sagt mir, dass dieser Interessenkonflikt stets zu Gunsten meines Vaters entschieden wurde. Was nicht der Fall gewesen sein kann, weil ich mich ebenso erinnere, dass ich diese Serien tatsächlich gesehen habe. Wie auch immer: Fussball ist nicht mein Ding. 
Wenn meine Frau und mein Sohn heutzutage bei den großen Turnieren (EM / WM) vor der Glotze mitfiebern werde ich immer weggeschickt: "Geh, fahr mal ne Runde Moped."

Hier ist alles zu sehen was bei Daktari wichtig war.

 

Zurück zum Thema: Mein Bruder setzte in mir die Keimlinge der Hobbies welche mich heute noch fesseln.

Automobil im Allgemeinen, Oldtimer im Speziellen:
Mein liebstes Bilderbuch war Paul Simsas „Dies alles fuhr auf unseren Straßen.“ welches mein Bruder sich von seinem Taschengeld geleistet hatte.  In diesem, 1969 erschienen, Buch dokumentiert Simsa die kuriosen Fahrzeuge welche in den Nachkriegsjahren in Deutschland herum fuhren. Kleinstwagen, Eigenbauten, Vorkriegsautos die "überlebt" hatten. Ich besitze dieses Buch heute noch (als Dauerleihgabe meines Bruders) und blättere es immer wieder gerne durch. Für alle Interessierten: Es gibt eine Wiederauflage aus 2011, wer googlet findet sie.



Mein Bruder schenkte mir auch, um 1980 herum, das wichtigste Autobuch von allen: Werner Oswald, "Deutsche Autos von 1945 bis 1975". Diesen Schatz an technischen Daten und Bildmaterial nehme ich immer noch regelmäßig zu Hand. Autos die in diesem Buch nicht verzeichnet sind, braucht man nicht. Wichtig an Autos war immer: sie mussten irgendwie "von früher" sein. 

Außerdem gab es da noch diesen Stapel von auto motor und sport, welcher im Zimmer meines Bruders im Regal unter der Fensterbank lagerte. Das waren etwa 50 Zeitschriften, vorwiegend aus den späten 60ern bis frühen 70ern. Darin habe ich oft und lange geschmökert, wobei das schmökern weitestgehend aus Bilder anschauen bestand. Mit zwölf begann ich dann die ams selbst zu kaufen und nun auch wirklich zu lesen. Wirklich regelmäßig waren diese Käufe nicht, aber es müssen doch einige Hefte gewesen sein. In den Neunzigern habe ich mir 30 Jahrgänge ams, beginnend 1963, gekauft. Und wenn ich mein Archiv heute durchgehe gibt es doch ziemlich viele Titel von denen ich sagen kann, dass ich sie mir vom Taschengeld gekauft hatte. Bis in die achtziger Jahre zierten die ams noch prägnante Titel, welche sich auch über Jahre in meine Hirnrinde eingebrannt haben. Mit heutigen Heften kann das leider nicht mehr gelingen. Mal ganz im Ernst: welcher Zwölfjährige findet denn SUVs interessant?


Buchmann turbo-targa: was für ein Kracher!

Carrerabahn:
Mein Bruder besaß eine Carrerabahn, eine 132 Universal. Ich erinnere mich an dieses Spielzeug nur noch sehr schemenhaft, ich weiß, er hatte einen blauen E-Type mit Licht. Er verkaufte seine Bahn als ich vier war: das erste Mofa musste her. Als das Thema für mich aber relevant wurde, 1973, sorgte er mit seinem Sachverstand dafür dass ich die "professionellere" Carrera 124 zu Weihnachten bekam. Es war die damals größte Grundpackung "Targa Florio" und Martin hatte auch dafür gesorgt dass die Grundpackungsautos Porsche 906 und Ferrari Dino gegen hochwertigere Autos mit Lexan-Karosse getauscht wurden: Ein Porsche 917 und ein Ferrari 512S. 

 
Man beachte die Startnummer des Ferrari!
Im Laufe der Zeit kamen noch ein BMW 3,0 CSL und ein BMW turbo hinzu. Über mehrere Jahre war dies, neben der elektrischen Eisenbahn, eins meiner liebsten Spielzeuge. 
Aber 1978 verschoben sich meine Prioritäten in Richtung einer Stereo Anlage (in Wahrheit ein Plattenspieler mit zwei Lautsprechern). Um dieses Wunderwerk der Phonotechnik gebraucht erwerben zu können verkaufte ich meine Carrera Bahn. Ich Idiot! Natürlich genoß und benutzte ich mein Stereogerät ausführlich, aber schon bald begann ich meinem Rennspielzeug hinterher zu trauern. Heute ist das Thema Carrerabahn nicht mehr so raumgreifend in meinem Hobby-Kosmos, aber ich besitze immer noch eine Rennbahn (allein schon wegen meines Sohnes). Wie sich dieses Hobby entwickelte soll aber der Gegenstand eines zukünftigen Posts sein.


Modellbau:
Auf dem sideboard meines Bruders aufgereiht fand sich seine beeindruckende Sammlung von Modell-Oldtimern. Hauptsächlich waren das Monogram oder Jo-Han Bausätze. Mercedes SSK, 500K, 540K, Bugatti 35B und Royale, Rolls Royce, Cadillac und Duesenberg. Diese Modelle waren sein ganzer Stolz, anfassen war bei Strafe verboten! 
Meines Bruders Stolz: Bugatti 35B und wahrschienlich ein Lincoln, beide von Monogram
Natürlich eiferte ich ihm auch darin nach, anfangs mit (preisgünstigen) Militarmodellen, meistens Flugzeuge, aber auch mit Autos (siehe auch hier). Mit zunehmenden Alter engagierte sich Martin stark in der Friedensbewegung mit dem Nebeneffekt, dass er Kriegsspielzeug zum No-Go erklärte. Ich erinnere mich dass er selbst aus seiner Kindheit noch Airfix-Militär LKWs in 1:72 besaß. Die entmilitarisierte er, indem er sie in den buntesten Farben umlackierte bevor er sie mir zum spielen überließ. Ich bin bei dieser "kein Militär" Doktrin gebleiben. Seine Oldtimer-Sammlung ging irgendwann in meinen Besitz über und zierten zunächst meine Regale. Mit zunehmendem Bestand an eigenen Modellen wanderten die Oltimer irgendwann in eine große Grabbelkiste. Diese Grabbelkiste wurde, als ich Anfang der Neunziger auszog, entsorgt. Ich Idiot! NATÜRLICH bereue ich den Verlust jener Grabbelkiste heute, da ich mich zu einem leidenschaftlichen Modellbauer entwickelt habe. Bestimmt hätte sich das ein oder andere Stück noch restaurieren lassen. Als Modellbausatz-Sammler halte ich bei meinen Suchanfragen im Netz immer Ausschau nach den Pretiosen meines Bruder (obwohl Vorkrieg nicht so mein Ding ist). Den ein oder anderen habe ich schon aufstöbern können und den oben im Bild winzig zu erkennenden Monogram Bugatti 35B habe ich sogar gebaut. Allerdings entstand der Bugatt nach meinem Gusto als Rennwagen und nicht als Sport Tourer, was im Wesentlichen bedeutet hat Lampen und Kotflügel weg zu lassen. Und, na ja, ich behaupte mal dass ich's heute ein bisschen besser kann als mein Bruder damals. Dem Bugatti werde ich vielleicht noch einen separaten Post widmen.


Mein Stolz: Bugatti 35B

50 Kubikzentmeter
Auch meine Leidenschaft für kleinvolumige Krafträder wurde mir von meinem lieben Bruder mitgegeben.
Ich war vier, mein Bruder vierzehn, da verkaufte er seine Carrerabahn um sich sein erstes Mofa zuzulegen, 200 Mark hat es gekostet: Eine Hercules mit Zweigang Automatik.

Numero Uno

Das allergrößte für mich war, wenn mein Bruder mich auf seinem Mofa mitnahm: Ich saß vorne auf der Sattelspitze, stützte mich, die Beine frei baumelnd, am Lenker ab und durfte sogar Gas geben! Das unglaubliche Glücksgefühl das wilde Stahlroß so zu beherrschen hat sich so tief in meinem Gedächtnis verankert, dass "Moped" für mich heute immer noch gleichbedeutend ist mit: Freiheit & Abenteuer.

Wer bracht schon eine Harley?
Solche Kapriolen fanden meine Eltern, speziell meine Mutter, natürlich garnicht lustig. Ich glaube mein Bruder hat amtlich Ärger deswegen bekommen. Daher hatte ich nicht allzu oft das Vergnügen. Mein Bruder hat mir aber auch erzählt, dass er den Kinderstuhl vom Fahrrad meiner Mutter auf dem Mofa montiert, und mich auf weitere Touren mitgenommen hat. Woran ich mich wiederum nicht erinnern kann. Das Gefühl des "selbst fahrens" hat wohl alles andere ausgelöscht.

Im Wesentlichen ist das der Katalog dessen, was mir auch heute noch das Herz schneller schlagen lässt. Wie man meinen Schilderungen entnehmen kann, bin ich durch frühkindliche Prägung zu einem nicht therapierbaren Fall geworden. Ich konnt nix dafür. Mein Bruder hat Schuld.

Danke Martin.


Mittwoch, 4. April 2018

My life on wheels - Einleitung

Wer meinen Blog verfolgt - hauptsächlich ich selbst - weiß dass ich mich im Frühjahr 2017 von meinem 126er Benz getrennt habe. Keine leichte, aber doch richtige Entscheidung. Die nun frei gewordene Garage wollte ich wieder füllen, diesmal mit einem richtigen Oldtimer, also minimum 30 Jahre, besser aber 40 bis 50. Ich wollte es ruhig angehen, ohne Eile den richtigen Kanditaten aus verschiedenen Optionen wählen. Dann, wenn ein Fahrzeugtyp gefunden war, ein entsprechendes Exemplar erwerben. Der Preisrahmen war gegeben, die Überlegungen begannen. Kaum drei Monate später war mein freier Garagenplatz wieder mit einem "richtigen" Oldtimer gefüllt. 58 Jahre alt, patiniert, aber fahrbereit mit TÜV. Um welches Fahrzeug es sich handelt soll nicht Gegenstand dieses Posts sein. Dazu werde ich später mehr und ausführlich berichten. Versierten Menschen soll vorerst ein Blick auf angefügtes Foto, verraten um welches Fahrzeug es sich handelt.

Eingeweihte erkennen ihn


Der Erwerb meines neuen Klassikers brachte auch die Notwendigkeit mit sich dem entsprechenden Markenclub beizutreten. Denn das Fahrzeug ist selten, Ersatzteile rar, da kann ein Club schon hilfreich sein.

Nach dem Beitritt erhielt ich zwei Exemplare der Clubzeitschrift, ein liebevoll gemachtes kleines Magazin, mit Stories rund ums gemeinsame Fahrzeug. Eine der Ausgabe enthielt den Aufruf man möge doch bitte Artikel zur Zeitschrift beisteuern. Eigentlich schon fast ein Brandbrief: Bei 400 Mitgliedern und 500 Fahrzeugen könnte es doch nicht angehen, dass immer nur dieselben Leute Berichte verfassen würden.

Das spornte mich an einen Artikel einzureichen. Die meisten Beiträge in der Clubzeitschrift drehen sich, naturgemäß, um das Clubfahrzeug, die Marke, Restaurierungen und dergleichen. Nun Blicke ich aber auf ein eher heterogenes Fahrzeug-Leben zurück in dem die Hausmarke, bis auf das letzte dreiviertel Jahr gar keine Rolle spielte. Ich begann also einen automobilen Lebenslauf zu schreiben. Der Bericht wurde sehr lang, ich kürzte also und landete schließlich bei knapp vier DIN-A4 Seiten.
Immer noch zu lang wie vermutete, aber der Artikel wurde so angenommen wie ich ihn geschickt hatte, mit Dank und Zuspruch sogar. Um den Artikel auszuschmücken waren natürlich Bilder erforderlich. Die letzten zehn bis zwölf Jahre hatte ich digital, also zum Versand quasi sofort griffbereit, aber die Zeit davor? Zwei Klappboxen voller Fotos ruhen in unserem Arbeitszimmer und, angespornt davon Bilder von meinen "frühen" Fahrzeugen zu finden, ich arbeitete die beiden Kisten von vorn nach hinten durch. Und siehe da: neben etwa 2000 Fotos von unserem Sohn (ohne Quatsch!) fand ich von fast jedem KFZ, dass ich je mein Eigen nannte ein oder mehrere Bilder. Zwei fehlen: ein 1970er VW1302 und ein 1972er VW 1303, Tag der ersten Zulassung 25.10. 1972, dem Geburtstag meiner Schwägerin. Aber die beiden zählen auch nicht richtig, sie waren jeweils nur ein paar Wochen bei mir, der 1302 zum Weiterverkauf, der 1303 als "Leihwagen", weil mein Hauptkäfer zum lackieren außer Gefecht war. Aber ich schweife ab. Nur soviel noch: Die beiden bildlosen Aspiranten seien hier erwähnt, dann habe ich sie für meine kommende automobile Lebensgeschichte schon mal abgehakt: unwichtig, aber unvergessen.

VW 1302 und 1303


Das ist es nämlich was ich versuche hier einzuleiten: meine motorisierten Memoiren. Während ich einen ganzen Sonntag lang scannend vor dem Rechner saß, reifte in mir der Gedanke, dass das wiedergefundene Bildmaterial für mehr reichen könnte als nur einen Artikel in einer Clubzeitschrift. Warum das Ganze also nicht in meinem Blog auswalzen, meiner ohnehin schon benzingetränkten Nabelschau? Zudem würde mir diese Basisidee ermöglichen mein einst an Petra gegebenes Versprechen - alle vier Wochen ein Post - nach sechs Monaten Pause weiter zu führen.

Wohl an denn, Welt: Freue Dich auf "My life on wheels"! Ich habe viel zu berichten und wenig zu sagen.

My life on wheels III: Große Freiheit Nr. 1

  My first Mofa. Ein gewichtiges Thema. Mit fünfzehn, mitten in der Pubertät, konnte ein Mofa ein wichtiger Meilenstein in der per...