Montag, 30. Januar 2012

Motor II, Reinigung

Schmutz + Öl = Kruste, das ist die Formel auf welche sich die Aufarbeitung der Kreidler bringen lässt. Ganz besonders der Motor war eingehüllt von einer mehrere Millimeter dicken bitumenartigen Masse. Einen ganzen Tag habe ich damit verbracht das Motorgehäuse mittels Spachtel und mit Waschbenzin getränktem Pinsel halbwegs zu reinigen. Leider habe ich den Ausgangszustand nicht im Bild festgehalten. Die Kühlrippen des Zylinders waren derart zugesetzt mit Schmutz dass ich mich, zwecks besserer Reinigung, zur Demontage entschlossen habe. Letztlich sind Zylinder und Zylinderkopf dann in der Spülmaschine gelandet. Die danach folgenden Geschirr-Spülgänge hatten allerdings ein leichtes Zweitakt-Odeur.

Soweit wie möglich gereinigter Motorblock


Zylinder vor...

...und nach dem Spülgang.
Ansaugstutzen mit Stahlwolle gereinigt

Luftleitblech Gebläseaustritt

Weiß der Henker ob dieses Teil so heißt. Es sitzt an der Zylinderunterseite wo die Gebläseluft austritt. Durch das große Loch wird der Auspuffkrümmer geführt. Wie alles an der Kreidler, war es gut verpackt in eine stabile Kruste aus Sauerländer Heimaterde. Das Blech hatte einen Vibrationsriss, lange hätte es wohl nicht mehr gehalten. Der Riss wurde geschweißt.


Motor entfernen

Ansich kein richtiger Aufarbeitungsschritt, aber doch ein wichtiger Moment: Der Motor wird aus dem Rahmen genommen. Es ist noch nicht entschieden was weiter mit dem Aggregat geschieht. Eine komplette Motorüberholung müsste ich mangels Fertigkeiten rausgeben. Die damit verbundenen Kosten von ca. 500€ scheue ich noch. Da der Motor gelaufen ist, werde ich es wahrscheinlich bei Reinigung / Ölwechsel / Kupplungstausch belassen. Andererseits...

Bei der Demontage bin ich nach der "blauen Anleitung" vorgegangen, dem Kreidler Werkstatthandbuch, welches auch von Kunden erworben werden konnte. Im Netz finden sich auf verschieden Clubseiten PDF-Versionen davon, mittlerweile habe ich auf einem Teilemarkt auch ein Original gefunden.

Motorverkabelung / Kupplungsrückholfeder
 
Einhängpunkt der Kupplungsrückholfeder

Elvis hat das Gebäude verlassen

...so nackt, so fu-fu-furchtbar nackt!

Donnerstag, 26. Januar 2012

Gebläsehaube

Auch die Gebläsehaube über dem Zylinder wies starke Schmutzverkrustungen auf. Die Kühlleistung des Gebläses war sicher eingeschränkt!

Einbaulage am Motor

Verschmutzungen innen, Zustand nach Demontage

An den Schmutzablagerungen am Motor erkennt man...

.... dass die Kreidler im harten landwirtschaftlichen Einsatz war.

Mit Stahlwolle poliert.

Mit Waschbenzin und Stahlwolle gereinigt.

Motorblech links

Das Motorblech links trägt einen Teil des Gebläsegehäuses des Motors. Außenblech und Innenschale sind miteinander verschraubt. Insbesondere die Innenschale -eine Gußteil - war extrem verschmutzt mit einem Gemisch aus Öl und Erde. Dieses Gemisch war nur mit dem Spachtel oder der Drahtbürste zu entfernen. Unter Zuhilfenahme von Waschbezin ließ es sich auch anlösen und mit dem Pinsel aus feinen Ecken entfernen. Auch an dieser Seite werden die Keder durch Neuteile ersetzt.

Zustand nach Demontage
Verschmutzungen an der Innenschale
 
Verlauf der Dichtung zwischen Innenschale und Außenblech, sie muss auf dem Grat sitzen. Links unter dem Finger zu erkennen: Gummi-Runddichtung welche durch ein Neuteil ersetzt werden muss.
 
Innenschale, Motorseite, Verschmutzungen größtenteils entfernt.

Innenschale, Außenseite

Beide Teile probeweise montiert, Dichtungen müssen noch eingesetzt werden.
Außenseite, gereinigt, poliert, gewachst

Neuteile: Kederteile für beide Seiten, Runddichtung

Motorblech rechts

Das rechte Motorblech weist starke Abnutzungsspuren auf. Der Bremsfuß des Vorbesitzers hat hier ganze Schleifarbeit geleistet. Das ist schon mehr als nur Patina. Dennoch wird das Teil nicht neu lackiert werden und wandert so ans Fahrzeug. Die Keder sind durch Schmutz und Benzin stark angegriffen und werden durch Neuteile vom Kreidlerdienst ersetzt. Nach der Entfernung von Verschmutzungen wurde das Blech mit Lackreiniger poliert und anschleißend mit Wachs versiegelt.

Zustand nach Demontage

gereinigt, poliert, gewachst

Luftfilter

Das Luftfiltergehäuse wurde in der Spülmaschine gereinigt. Dabei ist das Teil, vermutlich durch die Hitze, stark geschrumpft. (ca. 3 mm am Flansch zum Vergaser). Ich werde bei der Montage das Teil mit dem Heißluftfön zu behandeln und wieder in Form zu bringen. Sollte dies nicht gelingen muss es durch ein Neuteil ersetzt werden.
Das Verbindungsgummi (die Luft wird unter der Sitzbank angesaugt und durch den Rahmen zum Luftfilter geführt) hat die Spülmaschine gut überstanden. Der Luftfiltereinsatz wurde durch ein Neuteil von Horst Hill ersetzt.

Zustand nach Demontage

Spülmaschinenrein! Einsatz Neuteil. Spannklammer fehlt im Bild.

Kickstarthebel

Die Demontage des Kickstarthebels wurde durch den, vermutlich bei einem Sturz, stark verbogenen Unterbau (Fußrastenanlage) behindert. Erst nachdem der Motor aus dem Rahmen genommen wurde konnte der Hebel abgezogen werden. Der Trittgummi fehlte und wurde durch ein Neuteil vom Kreidlerdienst ersetzt.

Einbaulage

Demontage durch verbogenen Unterbau unmöglich.

Mit Stahlwolle gereinigt, Trittgummi Neuteil


Mittwoch, 25. Januar 2012

Auspuff

Der Auspuff wurde zerlegt. Danach wurden größere Mengen Ölkohle und eine beindruckende Menge zähfflüssiger Schmodder entfernt. Der Einsatz wurde mit der Drahtbürtse gereinigt. 
Auf das seinerzeit so beliebte "Ausbrennen" habe ich verzichtet, da ich den ohnehin schon traurigen optischen Zustand nicht noch weiter verschlechtern wollte. 
Die Außenseite wurde mit Stahlwolle von Ruckständen befreit.
Schlecht fürs Tuning, gut für die Lautstärke (bzw. Leisestärke): Krümmer und Topf sind verschweißt.

vorher / nachher

Schalthebel

Einbaulage (Winkel)

Mit Stahlwolle poliert

Vergaser

Der Vergaser wurde zerlegt und mit Benzin ausgewaschen.
Die Schwimmerlammerdichtung muss erneuert werden.
Ein Funktionstest steht noch aus.

Zustand nach Abnahme vom Motor

Schwimmer wurde während der Reinigung nicht gelöst (Zerstörungsrisiko)


Gehäuse von außen mit Stahlwolle gereinigt

Bremshebel & Rückholfeder

Bremshebel mit Stahlwolle gereinigt

Rückholfeder...

...mit Stahlwolle gereinigt.

Bremslichtschalter

Kreidler war 1965 technisch schon ganz weit vorn: Auch die Mokicks (und nicht nur die Kleinkrafträder) hatten Bremslicht!

Einbaulage
Farbe Verkabelung

vorher

Neuteil

It works!


Ausgangssituation

Kreidler Florett Bj. 1965

September 2011

Kilometerstand: 11424,6

Die Aufarbeitung beginnt!




Dienstag, 24. Januar 2012

Restaurieren? Aufarbeiten? Grundsätzliches!

Wann spricht man bei einem Oldtimer von einer Restaurierung? Wenn das ganze Fahrzeug in seine Einzelteile zerlegt war und alles in einen Zustand "wie neu" oder besser versetzt wurde? Dann steht meiner Kreidler definitiv keine Restaurierung bevor. Eher eine Überarbeitung oder Wiederherstellung.

Eine Restaurierung der Kreidler kommt für mich aus verschiedenen Gründen nicht in Frage:

Um ein wirklich gutes und authentisch Restaurierungsergebnis zu erhalten ist erheblicher finanzieller und handwerklicher Aufwand von Nöten. Mir fehlt schlicht das Geld, die Geduld und das handwerkliche Geschick (und damit wieder das Geld) ein "ladenneu"-Moped aufzubauen.

Gerade weil es im Bereich Moped viele, mehr oder minder perfekt, restaurierte Fahrzeuge gibt, sind für mich Exemplare denen man einerseits ihr Alter ansieht, unter deren Patina aber andererseits der Glanz der vergangenen Jahre noch zu erkennen ist, besonders interessant. Nicht alle Scheunenfunde haben das Potenzial zu so einem Patinaschmuckstück aufgearbeitet zu werden, für meine '65 Kreidler gilt das meiner Ansicht nach aber schon. 

Kleiner Einschub
meine '74 Florett RM war in so traurigen Zustand das weder eine Restaurierung gelohnt, noch eine Aufarbeitung möglich gewesen wäre.
Hier war die Politik: Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Effekt erzielen.

Easy Rider lässt grüßen...

 Gabel, Lenker, Schutzblech, Sitzbank neu...

Auf die vorhandenen sechs Lackschichten 
orange draufgepinselt, fertig ist der Rat-Looker.


Zurück zum Thema: '65 Florett.
So lautet der Plan: 
Das Fahrzeug komplett zerlegen, alles reinigen, defekte Teile instandsetzen oder austauschen. Idealerweise geht das so vonstatten das ein Teil abgebaut und begutachtet wird. Je nach Zustand wird es dann aufgearbeitet oder ersetzt. Aufgearbeitete Teile kommen ins Regal. Ist alles aufgearbeitet wird das Mokick wieder zusammengebaut >> Fertig!

Die Demontage und die Aufarbeitung werden fotografisch dokumentiert (das ist ja der eigentlich Sinn dieses Blogs, neben der Befriedigung meiner persönlichen Eitelkeit natürlich). 

Da die Arbeit an der Kreidler diesem Blog vorraus ist, hat sich schon herausgestellt dass ich an verschiedenen Stellen vom Plan abgewichen bin. 
DAS wiederum werde ich im Verlauf des Blogs dokumentieren.

My life on wheels III: Große Freiheit Nr. 1

  My first Mofa. Ein gewichtiges Thema. Mit fünfzehn, mitten in der Pubertät, konnte ein Mofa ein wichtiger Meilenstein in der per...